Bergbau-Schutzheilige werden Diebes-Opfer


Grenzüberschreitendes Gedenken am Lauterbacher Bergmannsdenkmal im Juli 2016, am 140. Jahrestag der Schlagwetterexplosion in L‘Hôpital. Seitlich am Denkmal die beiden Heiligenfiguren.

Langfinger haben sich am Bergmannsdenkmal hinter dem Lauterbacher Warndtdom vergriffen.
Bürger sind traurig und empört.

„Respektlose Diebe“ hat Christa Blechschmidt ihre E-Mail-Nachricht an die Völklinger SZ-Redaktion überschrieben. Zusammen mit ihrem Ehemann Rudi gehört sie dem Gemeindeteam der katholischen Lauterbacher Pfarrkirche St. Paulinus an, einer Gruppe von Laien, die sich um den denkmalgeschützten „Warndtdom“ samt Drumrum kümmert. Und aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Kirche haben Blechschmidts Betrübliches zu berichten: Zwei Heiligenfiguren am Bergmannsdenkmal, das seit rund 140 Jahren hinter dem Warndtdom steht, sind spurlos verschwunden. Geklaut.

Das Denkmal erinnert an eine Schlagwetterexplosion im Schacht II des einstigen Bergwerks L’Hôpital. Die Katastrophe, die sich am 5. Juli 1876 ereignete, kostete 26 Lauterbacher und 18 lothringische Bergleute das Leben. Unter den Lauterbacher Opfern, weiß Christa Blechschmidt, waren auch ein erst 15-Jähriger und ein Vater mit zwei Söhnen. Sie alle wurden auf dem ersten Lauterbacher Friedhof in einem gemeinsamen Grab bestattet. Und die Überlebenden setzten ihnen ein Denkmal – eben das, was noch heute an der Kirche steht.

Auf einer Tafel am Sockel kann man die Namen der deutschen Bergleute lesen, die unter Tage starben. 2006, zum 130. Jahrestag der Katastrophe, wurden zwei Tafeln mit den Namen der französischen Unglücksopfer ergänzt. So ist das Denkmal ein grenzüberschreitender Gedenkort. Grenzüberschreitend auch die Schutzheiligen, auf die Bergleute bauen, die heilige Barbara
und der heilige Jakobus – ihre Skulpturen standen auf kleinen Extra-Sockeln an den Seiten des Denkmals. Standen, sie sind weg.

Als er am 15. Juni Besucher durch den Warndtdom führte, sei noch alles in Ordnung und komplett gewesen, erzählt Rudi Blechschmidt. Als seine Frau und er dann Anfang Juli zurückkehrten von einer Reise, habe eine Lauterbacherin ihnen mitgeteilt, dass die Figuren gestohlen seien. Er schaute nach – ja, tatsächlich, leere Sockel. Etwa 80 Zentimeter hoch waren die beiden Plastiken aus Sandstein, berichtet er. Am Denkmal befestigt jeweils mit einem Eisenstab und mit Mörtel; der, ergänzt seine Frau, könnte marode gewesen sein, das Denkmal sei insgesamt renovierungsbedürftig.

„Aber 140 Jahre haben die Figuren dort gestanden“, sagt Rudi Blechschmidt traurig, „und jetzt . . .“

Nein, Vandalismus-Spuren drumherum habe er nicht festgestellt, sagt er auf Nachfrage. Nur eben das Fehlen der Figuren.

Der Ortsrat, genauer: Ortsvorsteher Dieter Peters (SPD), habe Anzeige erstattet bei der Polizei, berichten die Blechschmidts. Susanne Hell, die den Kriminaldienst der Völklinger Polizeiinspektion leitet, bestätigt, dass Anfang Juli eine Strafanzeige einging. An die Öffentlichkeit gebracht hat die Polizei den Denkmal-Fall aber nicht. Warum nicht, darüber kann auch Hell nur spekulieren. Vielleicht, weil der Zeitpunkt des Diebstahls sich schlecht eingrenzen lasse? Aus der Akte liest Hell heraus, dass die Beamten, die sich die Sache anschauten,  möglicherweise vermuteten, die Skulpturen seien schon länger weg – irgendwo wuchs da wohl Moos. Doch Rudi Blechschmidt ist sich ganz sicher: Mitte Juni waren die beiden Figuren noch da.

Hinweise bitte an die Polizei Völklingen, Tel. (0 68 98) 20 20.

Text: Saarbrücker Zeitung vom 29.07.2017
Fotos: Rudi Blechschmidt

 

Die gestohlenen Figuren:

Gestohlene St. Barbara-Figur      Gestohlene St. Jakobus / St. Josef-Figur

Hinweise über den Verbleib dieser beiden Figuren
bitte an die Polizei in Völklingen unter Tel. 06898 / 2020

 

 

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