E-mail von Pater Alfons vom 13.11.16

In der E-Mail schreibt uns Pater Alfons Müller aus Kinshasa:

...Das mit dem Verschnaufen ist immer so eine Sache - manchmal kommt es auf die Länge an - bei mir kann es jetzt losgehen. Also zunächst einmal ein großes Dankeschön für die Zeit, die ich mit Euch verbringen konnte... habe ich eine gute Zeit gehabt und bin nach zwei Nächten bei einem Bekannten in Brüssel gut in Kinshasa angekommen.

Und obwohl die Trockenzeit noch lange nicht zu Ende war, hatte es ordentlich geregnet. Hier in der Parzelle gab es noch grünes Gras, was zu der Jahreszeit sehr ungewöhnlich ist. Das Einleben ging diesmal ohne quiek und quaak und gleich machte ich mich an die Vorbereitungen zu dem Treffen der deutschen Auslands-Seelsorger, das für Ende September geplant war. Diesmal sollte Windhuk / Namibia unser Treffpunkt sein. Mein Flug ging über Johannesburg, wo wir schon fast eine Stunde Verspätung hatten und ich musste doch noch am selben Abend weiter nach Windhuk. Wahrscheinlich habe ich mich so hilflos angestellt, dass ein Mann auf mich zu kam und fragte, wo ich hin wollte. "You are late" sagte er ziemlich laut, zauberte von irgendwoher einen Rollstuhl herbei, packte mich drauf mit dem Handgepäck und zischte von einem Ende zum anderen des riesigen Flughafens hinter mir her schnaubend wie ein Walross. Innerhalb von einer Viertel-Stunde waren wir mit Aufzügen hoch und runter - sogar eine Rolltreppe ging es runter, an etlichen Kontrollen vorbei schließlich am richtigen Gate, das gerade zu gemacht wurde. Ich kam trotzdem durch, kam fahrplanmäßig in Windhuk an, wo mich zwei der Organisatorinnen des Treffens in Empfang nahmen. Mein Koffer kam allerdings erst einen Tag später - unberührt, obwohl ich ihn gar nicht abgeschlossen hatte. Das musste ich jetzt doch erzählen, weil einem solch' ein Rollstuhl-Wettrennen mit der Zeit wahrscheinlich nur einmal im Leben zugemutet wird.

Wie vor zwei Jahren in Kampala, wo ich Kardinal Wamala getroffen hatte und vor vier Jahren in Mombassa, wo der jetzige Berliner Erzbischof Heiner Koch mit dabei war, gab es auch hier in Windhuk ein paar neue Gesichter, wobei andere fehlten. Die Berichte aus den verschiedenen Ländern gingen alle in eine Richtung: Entschleunigung (früher sagten wir: gesund schrumpfen). Wir haben uns aber gegenseitig Mut gemacht, weil wir alle davon überzeugt sind, dass wir mit Leuten zu tun haben, die sonst nirgendwo einen religiösen Ansprechpartner finden. In Windhuk merkt man, dass Namibia einmal eine deutsche Kolonie war, die Architektur bis heute noch Elemente aus der Zeit verwertet und dass sogar noch deutsch gesprochen wird. Deshalb gibt es auch deutsche Zeitungen und Radios.

Die Messe mit der deutschen Gemeinde war gut besucht und der kleine Imbiss, als Agape präsentiert, roch nach deutscher "Fleischeslust". Spannend war es auf einer Farm mit riesigen Ausmaßen, wo wir einen ökumenischen Gottesdienst feierten. Da laufen tausende von Kühen rum, mischen sich sogar mit den wilden Tieren, müssen das am Halm getrocknete Gras fressen und mehrmals am Tag zu den verschiedenen Wasserlöcher rennen. Der Farmer, fast so alt wie ich, muss Wege bauen, Zäune anbringen auf einem Gebiet, das fast so groß ist wie das halbe Saarland.

Die Regierung (von Namibia) hat gute Beziehungen zu Deutschland (früher Ost-Deutschland), noch bessere nach China und Nord-Korea. Geld bringen die Diamanten, verschiedene Erze, Fischfang, Kuhzucht und immer mehr der Tourismus. Trotzdem leben noch bis zu 30% der Namibianer unter dem Existenz-Minimum. Das erfuhren wir alles bei einem Steh-Empfang beim Deutschen Botschafter. Zu einem richtigen Erlebnis wird der Aufenthalt in der ältesten Wüste der Welt: Namib. Beschreiben kann man das nicht - das muss man erlebt haben. Was mich auch sehr beeindruckt hat, sind die Höhlen-Malereien, die über 6000 Jahre dem Wetter getrotzt haben. Der Statistik nach gibt es hier im Jahr mindestens 350 Sonnentage.

Als ich hier in Kinshasa zurück war, merkten die Bana Ngayime an meiner Hautfarbe, dass ich aus der Wüste kam. Chorproben und Studio-Aufnahmen wechseln sich ab und die Zahl der Bana Ngayime hat sich erhöht....Bob ist zurzeit sehr rührig und ich habe den Eindruck, er übernimmt sich. Jetzt will er auch noch eine Tournee von drei Tagen nach Matadi organisieren, was zugleich Werbung, Gottesdienste, Clips-Aufnahmen und Einkehrtag beinhalten soll...Morgen ist mit der deutschen Gemeinde eine Totenfeier vorgesehen - alle sollen sich an ihre verstorbenen Verwandten erinnern und eventuell den Namen auf einen Zettel schreiben und eine Kerze anzünden....Jetzt ist es schon Sonntag-Abend - der Tag lief gut. Ich bin zufrieden. Für heute schließe ich mit vielen guten Wünschen und Grüße an alle Missions-Freunde in Großrosseln - Alfons

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