Jede dritte Kirche im Saarland vor Verkauf

Bistum Trier ordnet Immobilienbesitz neu: Jede dritte Kirche im Saarland vor Verkauf

Die katholische Kirche muss sparen: Die Zahl der Gottesdienst-Besucher sinkt, die Gemeinden können die Kosten für ihre Gebäude nicht mehr aufbringen. Mehr als 300 der 1000 Kirchen-Immobilien im Saarland könnten verkauft werden.

 

Saarbrücken. Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien in Neunkirchen gibt bis Ende 2015 drei ihrer vier Kirchen auf. Sie wird nicht die einzige Pfarrei im Saarland bleiben, die einige ihrer Gotteshäuser profanieren (entweihen) muss. Denn das Bistum Trier ordnet seinen Immobilienbesitz neu. „Jedes dritte Gebäude könnte in den kommenden zehn Jahren verkauft werden“, schätzt Otmar Brittner, Leiter der Abteilung Immobilien beim Bistum – das wären mehr als 300 der insgesamt 1000 Immobilien, die das Bistum im Saarland besitzt: 368 Kirchen (darunter auch Filialkirchen und kirchlich genutzte Kapellen), 198 Pfarrhäuser, 177 Pfarrheime, 202 Kindergärten und 55 Mietgebäude.

„Der Immobilienbestand erdrückt die Gemeinden“, sagt Brittner. Die Zahl der Kirchenbesucher nimmt ab, zugleich können die Pfarreien die Kosten für Heizung, Strom und Instandhaltung nicht mehr stemmen. Zwar rechnet das Bistum nach eigenen Schätzungen damit, in diesem Jahr 27,6 Millionen Euro mehr Kirchensteuern einzunehmen als im Vorjahr. Dennoch will es seine Ausgaben dauerhaft senken. Bereits die Strukturreform 2011, bei der Pfarreien zusammengelegt wurden, war ein erster Schritt in diese Richtung. Und es wird weiter gespart: In diesem Jahr sollen die Baukostenzuschüsse um elf Prozent (3,4 Millionen Euro) reduziert werden. „Wir wollen mit den Gemeinden gemeinsam entscheiden, was wir vor Ort noch brauchen“, sagt Brittner. Bis 2016 soll die Bestands- und Bedarfsanalyse abgeschlossen sein. Gebäude, die für die seelsorgerische Arbeit unverzichtbar sind, werden auch künftig vom Bistum bezuschusst, alle anderen Gebäude müssen die Pfarreien selbst unterhalten können, mit einem festgelegten Betrag, den sie jedes Jahr vom Bistum erhalten. Können sie das nicht, steht der Verkauf an. Sonderzuschüsse gibt es keine mehr.

Die Pfarrgemeinde St. Marien Neunkirchen kam dem Bistum praktisch zuvor: Bereits 2009 begannen dort erste Überlegungen zu einem Immobilienkonzept. „Der Druck wurde einfach zu groß“, erklärt Pastor Michael Wilhelm. Die Betriebskosten waren hoch, die Kirchenbesucher rar. „Eine Kirche zu beheizen, wenn nur noch 60 Menschen zum Gottesdienst kommen, ist einfach zu teuer“, sagt Wilhelm. Innerhalb von 20 Jahren sei die Zahl der Katholiken in Neunkirchen um 4000 zurückgegangen. Heute zählt die Gemeinde noch 10 000 Mitglieder. Für die drei Kirchen, die nun verkauft werden sollen, fielen jährlich Kosten von 60 000 Euro an. Zudem hat sich ein Investitionsstau aufgebaut, wie Wilhelm erklärt: „Größere Sanierungen an den Kirchen können wir nicht stemmen.“

Mit seinem Vorhaben wagt sich das Bistum an ein hochemotionales Thema. Pastor Wilhelm stellte schnell fest, dass es ohne viel Überzeugungsarbeit nicht geht. Als das erste Pfarrhaus verkauft wurde, kamen Wut und Verärgerung bei vielen Gemeindemitgliedern auf. „Für uns war das auch ein Lernprozess“, sagt Wilhelm. „Wir haben es zunächst an Transparenz mangeln lassen.“ Heute steht das Immobilienkonzept für jeden einsehbar auf der Webseite der Gemeinde. Kindergärten sind aus dem Immobilienkonzept ausgeklammert – zunächst. Denn hier muss sich das Bistum mit Land, Kreis und Kommunen abstimmen. Dass auch hier etwas geschehen muss, zeigt das Beispiel Neunkirchen: Das Gebäude der Kita St. Vincenz ist marode, Geld für die Sanierung oder einen Neubau hat die Gemeinde nicht.

Für die drei Kirchen in Neunkirchen stehen bereits Kaufinteressenten bereit: ein Ingenieurbüro, auch ein Bauunternehmer, der die Gotteshäuser in Lofts umwandeln möchte. Doch offiziell hat das Bistum das Immobilienkonzept noch nicht abgenickt. Können sich Pfarrei und Bistum nicht einigen, gebe es eine erneute „Beratungsschleife“, so Brittner. Das letzte Wort hat der Bischof. Doch Wilhelm ist zuversichtlich: „Es gibt Signale, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 02.05.2014

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