Email von Pater Alfons vom 06.04.2020

In seiner Email schreibt Pater Alfons:


Lieber Klaus, liebe Gabi,

Der Palmsonntag blieb für unsere Haus-Gemeinschaft nicht liturgiefrei. Wie jeden Tag haben wir zu fünft die Palmsonntag-Liturgie gefeiert - dafür war dann das Internet blockiert! Zu später Stunde noch meine besten Wünsche. Die YouTube mit der Messe aus Großrosseln kam bei mir hier nicht über den Vospann hinweg. Das geht aber morgen auch noch - den Axel höre ich gerne. 

Danke für die Todesanzeige - ja, das ist der Richard, der frühere Studiendirektor im Missionshaus. Wir sind zusammen geweiht worden, am 25 -, 40 - und 50 - jährigen Jubiläum haben wir in Grossrosseln zusammen gefeiert. Er ist auf allen Filmen zu sehen. Gebürtig aus der Oberpfalz war er lange Zeit Ober-Studien-Direktor der Missionshaus-Schule in St. Wendel. R.I.P.

Wir, hier in Kinshasa sind stark mit dem Corona-Virus beschäftigt. Ganz Kinshasa ist blockiert, 11 Millionen Menschen sind in Quarantäne: keiner rein und keiner raus - nur Essbares kann rein und raus. Wir sollten alle möglichst im Haus bleiben, nicht vor die Tür gehen - nur zum Einkaufen. Ich fahre wie immer morgens ins Studio, komme zum Mittagessen hier ins Provinzhaus, wo ich auch meine Siesta halte. Dann wieder ins Studio - und  komme gegen 21 Uhr zurück, schiebe mir etwas zwischen die Zähne und purzele dann ins Bett. Morgen früh um sechs Uhr Gottesdienst, Frühstück und dann wieder alles wie gehabt - von vorne. Ich komme nur mit Mitbrüdern hier im Haus zusammen. Im Studio arbeite ich allein mit den Computern. Ins Haus zu mir kommt keiner rein - ausser einem Angestellten, der im und ums Haus für Sauberkeit sorgt. Um nicht im Bus oder in Taxis zu nahe mit anderen Leuten zusammen zu kommen, nimmt er ein Motorrad-Taxi, um zur Arbeit zu kommen. 100%iger Schutz gegen den Corona-Virus ist das natürlich nicht, obwohl er eine Mund-Maske über zieht. Der Nachtwächter wohnt nicht so weit weg und kommt zu Fuß zur Arbeit. Jeder von uns versucht, möglichst wenig Leuten zu begegnen. Händeschütteln ist abgeschafft und 2 Meter Abstand bei Gesprächen Vorschrift. Treffen mit mehreren Leuten soll vermieden werden. Zu uns in die Parzelle kommen nur eine Handvoll Mitarbeiter. Die Kirchen sind alle geschlossen - Schulen sowieso. Die Bana Ngayime können wie alle Chöre nicht mehr proben. An den beiden katholischen Radios und dem Fernsehen sind sie vor allem jetzt in der Fastenzeit viel auf Sendung.

Von YouTube kamen gute Nachrichten, was die Zahl der Besucher angeht: in 28 Tagen wurde fast 60 000 mal Ngayime TV angeklickt. Ich mache die beiden Nachrichten in den Anhang.

Ich selber hatte schon für den 5. Mai ein Ticket bestellt, bekam aber keine Antwort bis ich hörte, dass das Reisebüro Heimarbeit machen muss und sich erst noch entsprechend umstellen muss. Von der Deutschen Botschaft wird kein Rückflug nach Deutschland organisiert. Sie halten mich aber auf dem Laufenden, wenn andere Botschaften etwas in die Wege leiten oder mit Privatinitiativen Flüge nach Europa zustande kommen. So ist am Karfreitag ein Flug über Lubumbashi nach Brüssel geplant - den man dann aber selber bezahlen muss. Wobei Brüssel bekanntlich ja nicht in Deutschland liegt und keiner so richtig weiss, wie man von dort weiter kommen kann. Unsere  SVD-Häuser in Deutschland sind alle gesperrt für Leute von Draussen. Die Todes-Anzeige in der SZ kam erst unters Volk, als mein Freund und Klassenkamerad Richard Schöpf bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter der Erde  begraben war. Ähnlich erging es einer mir gut bekannten Schwester, die in Paderborn eine Professur hatte und auch schon mal Rektorin gewesen ist. Auf dem Münchener Waldfriedhof ohne Datum, ohne Publikum beigesetzt. 

Ab heute ist das Zentrum von Kinshasa in  strenger Quarantäne: Regierung, Parlament, Botschaften und andere wichtigen Gremien sind dort in Gombe angesiedelt. Ob das 14 Tage gut gehen kann, vor allem, weil kaum jemand hier an die Wirkung einer Quarantäne glaubt. Anschliessend sind vermuntlich wir, hier in Limete dran - mal sehen, was dabei rauskommt. 

Im Ton-Studio werden noch Aufnahmen gemacht, aber immer nur mit einer Person in der Kabine. Ich selber bin dort nicht mehr zu sehen. Meine Mitarbeiterin Laetitia Kindeke ist seit zwei Monaten krank, also nicht im Studio anwesend. Heute wollte sie wieder anfangen, dazu haben wir ihr ein eigenes Büro hergerichtet. Gestern bekam ich von Herrn Max Kronawitter das richtige (ellenlange) Passwort zu dem von ihm im November gedrehten und jetzt fertig gestellten Film über meine Arbeit. Da habe ich selber mal sehen können, dass ich so richtig alt geworden bin. Das ist aber nicht so wichtig - es geht ja eher darum, wie der Film beim deutschen Publikum ankommt. Jetzt soll gleich noch die französische Version fertig gemacht werden, wobei ich mich um das "Französisch" kümmern soll.

Wünsche Euch allen eine besinnliche Heilige Woche und ein freudiges Ostern - 
Alfons + Bana Ngayime.

 

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